Was glaubst du, wie viel von dem Geld, das du für Essen ausgibst, direkt an die Landwirte geht? Du ahnst es schon: wenig. In einem durchschnittlichen US-Haushalt z.B. gehen nur etwa 20% der Ausgaben für Lebensmittel an die Erzeuger. Aber an wen geht der Rest?
An all die Lebensmittelhersteller, Zulieferer, Werbemenschen und Marketingteams, die inzwischen Teil der gigantischen Lebensmittelindustrie sind. Das klingt nach einem bedenklichen Missverhältnis. Wie konnte es dazu kommen?
Bleiben wir in den USA. Während des zweiten Weltkrieges musstebn die vielen Soldaten an der Front mit Lebensmitteln versorgt werden. Die Versorgungsnot gebar einen ganzen Industriezweig für haltbares Fertigessen. Nach dem Krieg brauchten die Hersteller einen Markt für diese Erzeugnisse. So begann in den 1950er Jahren der unaufhaltsame Aufstieg des Convenience Food. Dosenmahlzeiten, Kartoffelpüreepulver und Instant-Kaffee wurden zum Inbegriff des Booms, der bis heute großen Teil des Planeten überrollte.
Das Problem ist nun: Je weniger wir selbst kochen, desto ungesünder essen wir. Dafür gibt es zwei Gründe:
- Verarbeitete Lebensmittel, Fertigprodukte und Fast Food ist zwangsweise ungesünder als alles, was wir selbst zubereiten. Für die Hersteller ist es viel günstiger, ihren Fertigprodukten raffinierten Industriezucker, Fett und Salz beizumischen, als massenweise vollwertiges und unverarbeitetes Biogemüse zu verwenden.
- Wir essen automatisch mehr von ungesunden Fertigprodukten, weil wir sie ständig vor der Nase haben. Wenn du Lust auf Puddig, Pizza oder eine Limonade hast, musst du nur in den nächsten Supermarkt laufen und zum Pulver greifen. Wenn du sie aus frischen Zutaten selber zubereiten musst, hättest du wahrscheinlich weniger Lust dazu.
So kommt es, dass sich die Zeit, die eine Gesellschaft aufs Kochen verwendet, umgekehrt proportional zum Anteil der Übergewichtigen und Fettleibigen verhält. Forscher der Harvard University fanden 2003 im Rahmen einer internationalen Studie heraus, dass die Adipositasrate der untersuchten Länder niedriger war, je mehr Zeit die Menschen aufs Kochen verwendeten.
Die Variable der aufs Kochen verwendeten Zeit war sogar ein besserer Indikator als das Pro-Kopf-Einkommen oder der Anteil der erwerbstätigen Frauen.